Wie funktionieren die Abschalteinrichtungen im Motor EA288?
Fahrzyklus-Erkennung
Die Manipulations-Software, die beim Vorgängermotor EA189 verwendet wurde, ist auch im Euro-6-Motor EA288 integriert. Die Motorsteuerungssoftware ist hierbei so programmiert, dass das Fahrzeug mithilfe bestimmter Sensoren die Testsituation auf dem Prüfstand erkennt. Durchläuft das Fahrzeug den Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ), läuft die Abgasreinigung mit maximalem Wirkungsgrad ab. Die gemessenen Stickoxid-Werte fallen relativ gering aus, sodass alle gesetzlich geregelten Grenzwerte eingehalten werden können und das Fahrzeug die Marktzulassung erhält.
Nutzt nun der Halter das Fahrzeug im Realbetrieb auf der Straße, erkennt die Motorsteuerungssoftware keine Prüfsituation und regelt die Abgasreinigung sehr stark herunter – schaltet diese häufig sogar komplett ab. Der Ausstoß an gesundheitsgefährdenden Stickoxiden steigt entsprechend an, da in der Abgasreinigung keine Neutralisierung der Abgase erfolgt. Die Messwerte der Abgase übersteigen daher die auf dem Prüfstand gemessenen Werte um ein Vielfaches.
Thermofenster
Das sogenannte Thermofenster ist in allen neueren Diesel-Fahrzeugen verbaut und beschränkt sich nicht auf den Motor EA288. Laut Herstellerangaben soll diese Abschalteinrichtung den Motor vor sehr hohen oder sehr niedrigen Temperaturen schützen. Daraus resultiert, dass die Abgasreinigung bei modernen Dieselfahrzeugen nur bei Außentemperaturen zwischen 20 und 30 °C korrekt funktioniert.
An Tagen mit milderen oder sehr heißen Temperaturen wird die Reinigung der Abgase stark gemindert oder sogar ganz ausgeschaltet. Die Ausmaße der Manipulation werden erst deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass in Deutschland in nur vereinzelten Monaten eine Durchschnittstemperatur zwischen 20 und 30 °C herrscht. Zwischen September 2019 und September 2020 gab es keinen einzigen Monat, in dem die durchschnittliche Außentemperatur über 20 °C lag.