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Fremdwährungsdarlehen – Großes Risiko für wenig Nutzen

  • Fremdwährungsdarlehen wurden lange Zeit als Chance gesehen, unterschiedliche Zinsniveaus ausuznutzen.
  • Die Risiken eines Fremdwährungsdarlehen übersteigen allerdings ihren Nutzen um ein Vielfaches.
  • Wir erklären, warum Sie lieber die Finger von diesen Spekulationsgeschäften lassen sollten.

Was ist ein Fremd­währungs­darlehen?

Hierbei handelt es sich um ein Darlehen zur Immobilienfinanzierung, welches nicht in Euro ausgezahlt und getilgt wird, sondern in einer Fremdwährung. Es handelt sich genau genommen nicht um eine Baufinanzierung, sondern ein Währungsgeschäft. Bis etwa 2008 war diese Form der Finanzierung äußert stark beworben und auch lukrativ. Das lag daran, dass die Zinssätze in manchen Länden, wie der Schweiz oder Japan, deutlich niedriger standen als in Deutschland. Kreditnehmer:innen konnten über die Verwendung eines Fremdwährungsdarlehens theoretisch, und häufig auch praktisch, viel Geld bei den Zinszahlungen sparen.

Jedoch muss stets berücksichtigt werden, dass sowohl die anfängliche Auszahlungen der Kreditsumme als auch die Zinstilgung in der Fremdwährung erfolgen muss. So kann es entsprechend zu Verlusten über die Umrechnungskurse kommen. Da mittlerweile auch in Deutschland die Bauzinsen sehr niedrig sind, lohnt sich ein solches Darlehen aktuell nicht. Das Wechselkursrisiko überwiegt mögliche Zinsgewinne um ein Vielfaches.

Wie funk­tioniert ein Fremd­währungs­darlehen?

Kreditnehmer:innen schließen einen Kreditvertrag mit einer ausländischen Bank ab und erhalten die Kreditsumme in der Fremdwährung, also beispielsweise Schweizer Franken, ausgezahlt. Dieser Betrag wird anschließend in Euro umgerechnet. Anders als bei Finanzierungen mit heimischen Kreditinstituten, bei welchen eine Zinsbindung von zehn Jahren keine Seltenheit ist, ist bei Fremdwährungsdarlehen der Zinssatz meist nur für wenige Monate fixiert.

Bei einem Fremdwährungsdarlehen handelt es sich um ein endfälliges Kreditgeschäft. Das bedeutet, dass während der Laufzeit nur die Zinsen bezahlt werden müssen und die Kreditsumme am Ende getilgt wird. Die regelmäßigen Zinszahlungen erfolgen in der Fremdwährung und sind auch wieder vom Wechselkursrisiko betroffen. Hat sich der Kurs verbessert, haben Kreditnehmer:innen gespart – hat sich der Kurs verschlechtert, muss mehr gezahlt werden.

Zehn-Prozent-Klausel nicht statthaft

In vielen Verträgen zu Fremdwährungsdarlehen findet sich die Zehn-Prozent-Klausel. Diese besagt, dass bei einer Abwertung des Euros gegenüber der Fremdwährung von mehr als zehn Prozent weitere Sicherheiten von Kreditnehmer:innen verlangt werden können. In Österreich ist diese Klausel bereits verboten und auch hierzulande dürfen Kreditinsitute nicht das Erbringen weiterer Sicherheiten erzwingen. Eine einseitige, nicht erbringbare und damit für den Darlehensnehmer existenzbedrohende Nachbesicherung darf nicht als Vehikel für die Zwangsauflösung des Vertrages dienen. Das stellt eine grobe Benachteiligung der Darlehensnehmer dar, die unzulässig ist.

Wie wird ein Fremd­währungs­darlehen zurück­bezahlt?

Ein Fremdwährungsdarlehen wird anders als ein Immobilienkredit bei einer heimischen Bank, bei dem es sich in der Regel um ein Annuitätendarlehen handelt, endfällig bezahlt. Während der Laufzeit zahlen Kreditnehmer:innen nur die Zinsen an die geldgebende Bank. Die Tilgungsraten werden bei einem sogenannten Tilgungsträger angespart. Hierbei kann es sich um eine Lebensversicherung oder einen Fondssparplan handeln. Bei Fälligkeit wird der ausländischen Bank die Kreditsumme mit einer Zahlung in der Fremdwährung ausbezahlt. Auch hier kann es dazu kommen, dass Kreditnehmer:innen herbe Verluste bzw. Mehrzahlung ertragen müssen, wenn der Wechselkurs zu diesem Zeitpunkt ungünstig steht.

GUT ZU WISSEN

Grundsätzlich ist ein Fremdwährungskredit erst am Ende der Laufzeit zu konvertieren und zu tilgen. Kreditnehmer:innen dürfen deshalb nicht zu einer für sie nachteiligen Konvertierung in Euro gedrängt werden. Meist selbst dann nicht, wenn der Kreditvertrag der Bank die Möglichkeit einräumt, den Kredit auch gegen den Willen des Kunden in Euro zu konvertieren, da viele dieser Klauseln u.E. rechtswidrig und damit unzulässig sind.

Wann werden Fremd­währungs­darlehen ange­boten?

Fremdwährungsdarlehen werden dann angeboten, wenn das Zinsniveau in anderen Ländern niedriger ist, sodass Zinsen gespart werden können. Im günstigsten Fall sind so die Hälfte oder sogar weniger Zinsen als bei einer herkömmlichen (inländischen) Finanzierung zu zahlen. Darüber hinaus sind Währungsgewinne möglich, wenn der Euro im Kurs gegenüber der Fremdwährung steigt.

Kurzum: Hier geht es um eine Spekulation, denn Kursentwicklungen sind vor allem langfristig kaum vorherzusehen. Mit Verlusten muss also gerechnet werden. Da jedoch seit vielen Jahren auch in Deutschland die Zinsen enorm niedrig stehen, ist es aktuell nicht attraktiv, ein Fremdwährungsdarlehen bei einer Bank in der Schweiz oder Japan abzuschließen.

Welche Risiken gehen mit einem Fremd­währungs­darlehen einher?

Das vermeintlich gute Geschäft mit dem günstigen Fremdwährungsdarlehen kann sich am Ende als katastrophal für Darlehensnehmer:innen erweisen. Denn ein niedriger Zinssatz sagt bei einem Fremdwährungskredit nichts darüber aus, wie viel der Kredit am Ende tatsächlich kosten wird. Ungünstige Kursentwicklungen können nicht nur den Zinsvorteil zunichte machen, sondern den Kredit wesentlich verteuern.

Neben dem Wechselkursrisiko unterliegen Fremdwährungsdarlehen weiteren Risiken:

  • Fremdwährungskredite mit variablen Zinssätzen haben für Kreditnehmer:innen den Vorteil, dass sie kurzfristig wieder aussteigen können. Doch im Gegenzug müssen sie mit steigenden Zinsen rechnen.

  • Fremdwährungskredite kombiniert mit einem Aktienfondssparplan oder einer fondsgebundenen Lebensversicherung sollen es Kreditnehmer:innen ermöglichen, mit dem dadurch angesparten Geld den Kredit später zurückzuzahlen. Doch hier besteht das Risiko, dass diese Geldanlagen nicht die erhoffte Rendite erwirtschaften. Hier verdoppelt sich geradezu das Risiko.

Fremdwährungskredite für eine Bau- bzw. Immobilienfinanzierung sind riskante Währungsspekulationen. Eine solide, d.h. kalkulierbare Finanzierung ist mit Fremdwährungskrediten nicht möglich. Darüber müssen Sie als Darlehensnehmer:in unmissverständlich aufgeklärt werden.