„Die Gansel SixDays“: Die Gansel-Gruppe auf drei Events in sechs Tagen

Gansel Rechtsanwälte hat sich Anfang November innerhalb von sechs Tagen auf drei wichtigen Events für eine Digitalisierung des Rechtssystems stark gemacht. Vor Richter:innen, Politiker:innen und anderen Interessenvertreter:innen ging es um LegalTech in der anwaltlichen Praxis und um die Technisierung der Justiz. Wie sich unsere Rechtsanwält:innen Kaja Keller, Philipp Caba und Dr. Tim Horacek bei der „Gansel live on stage Tour“ geschlagen haben, lesen Sie hier.

v.l.n.r.: Vincent Brieske, Philipp Caba, Kaja Keller, Kolja Leoni, Dr. Tim Horacek

Richtertagung in Wustrau – Quo vadis, Legal Tech? Wir wissen es!

Wir haben uns mit einem Thesenpapier auf die Wahrnehmung der Justiz aus der Sicht einer digitalen, technologisch aufgerüsteten Anwaltschaft konzentriert. Die Dinge, die im Justizwesen dringend zu reformieren sind und die Herausforderungen zu benennen, vor denen die Justiz im Allgemeinen seht einfach nur aufzuzeigen, war uns zu wenig. Daher trugen wir der Richterschaft vor Ort unsere Lösungsansätze pointiert und fundiert vor. Wir sind überzeugt, dass diese wie folgt auszusehen haben:

  • „Digital first“: Strukturierte, digitale Daten werden für Zivilverfahren essenziell und grundlegend
  • Individualverfahren werden durch kollaborative Erarbeitung der Verfahrensdaten in einer

Verfahrensdatenbank (Data-Center) geführt

  • Massenverfahren werden durch Austausch strukturierter Datensätze und teilautomatisierter

Verarbeitung geführt

  • Parteien sollten verpflichtet werden, einzelne Argumente zu kennzeichnen und zu verdeutlichen, ob es sich um ein Gegenargument oder neuen Vortrag handelt (Metadaten-Optimierung)
  • Schriftsätze müssen menschen- und maschinenlesbar sein
  • „KI“-basierte Entscheidungsvorschläge stehen nicht im Widerspruch zur richterlichen Unabhängigkeit

Erster Digital Justice Summit – Privatisierung der Justiz? - Ja, logisch!

Unser Vorstand Philipp Caba legte als aktiver und progressiver Part einer spannenden Diskussionsrunde zum Thema „Privatisierung der Justiz – sollte der Staat rote Linien ziehen?“ einen fundierten und pointierten Appell pro Massenverfahren auf’s Parkett: „Grundsätzlich sollte der Staat in Möglichkeiten denken und agieren, nicht in Begrenzungen. Werden Massenverfahren vor die Tür der Justiz gelegt oder ist es vielmehr die Erscheinung, dass sog. Repeatplayer durch innovative Akteure auf Verbraucherseite mit Hilfe von LegalTech erstmals Gegenspieler auf Augenhöhe erleben? Schematische Fehler in der Rechtsanwendung – egal, ob bewusst oder unbewusst – werden dadurch eben nicht nur in Einzelfällen, sondern genauso schematisch und auf Augenhöhe korrigiert. Wollen das Unternehmen nicht einsehen, braucht es einen handlungsfähigen wie technisch aufgerüsteten Rechtsstaat, sonst bleibt die Justiz qua Überlastung Werkschutz der Konzerne!“

Doch was bedeutet das im Kontext der oben erwähnten „Privatisierung der Justiz“? Und was bedeutet es ferner für die Rolle des Staates in Bezug auf die Digitalisierung der Justiz?

Beobachtet die Justiz die Technologisierung des Rechtsmarktes von der Seitenlinie, bleibt sie abgehängt. Gelingt es ihr mit klugen und richtigen Leuchtturmprojekten a lá FRAUKE in Frankfurt und OLGA in Stuttgart Schule zu machen, wird es gelingen auch künftige Herausforderungen zu bewältigen, was im Interesse aller Akteure sein sollte. Denn eins ist klar, nur mit einer starken Justiz, die Vertrauen genießt, gibt es auch eine starke Anwaltschaft. Wenn "rote Linien" jedoch bedeutet, effektiven Verbraucherschutz und Massenklagen verhindern zu wollen, wird man scheitern. Wasser fließt bekanntlich und sucht sich seinen Weg.

Rechtsanwalt Philipp Caba

Vorstandsmitglied Gansel Rechtsanwälte Rechtsanwalts-AG

LegalTech Vienna Future Law – Digitale Geschäftsmodelle für Anwält:innen und wieso sie die Zukunft sind

Das gesamte Rechtswesen, sowohl Anwaltschaft als auch die Gerichte, befindet sich in einer Zeit des Umbruchs. Die Digitalisierung macht auch vor der Justiz nicht halt. Grundsätzlich haben Verbraucher:innen inzwischen andere Erwartungshaltungen und Mindsets als noch vor wenigen Jahren. Produkte müssen daher immer und von überall aus verfügbar sein. Dem entsprechend überträgt sich diese Erwartungshaltung auf die Prozessführung, sowohl in ihrer formellen Art als auch in ihrer Dauer. Vor Allem wenn es darum geht, Ansprüche von Verbraucher:innen vor Gericht durchsetzen zu können und systematische Ungerechtigkeiten auszumerzen. Genau hier setzen digitale Geschäftsmodelle für Anwält:innen an. Kaja Keller, unsere Head of HR und Expertin für Arbeitsrecht, trug diese als Speaker auf der LegalTech Vienna Future Law einem großen Zuhörer:innenkreis vor und präsentierte dabei einige innovative Lösungsansätze:

Da Rechtsanwält:innen verstärkt in Produkten und nicht mehr in Einzelmandaten denken müssen, bietet sich die Chance, dafür externe Dienstleister zu nutzen. Bestes Beispiel: Advocado. Die Plattform verbindet nicht nur Rechtsanwält:innen mit anderen Spezialisten, sondern ggfs. Auch direkt mit einem weiteren Mandant:innenkreis. Durch diesen Umstand haben Rechtsanwält:innen die Möglichkeit, „Geographie“ aus der Gleichung streichen zu können. Im Klartext bedeutet das, dass Anwält:innen nicht mehr für einen kleinen Mandant:innenkreis alle Rechtsgebiete vertreten muss, sondern vielmehr für eine größere Anzahl an potenziellen Mandant:innen viel spezialisiertere und, maßgeschneiderte Rechts-Expertise anbieten können.

Rechtsanwältin Kaja Keller

Arbeitsrechts-Expertin & Head of HR bei Gansel Rechtsanwälte