Dieselskandal: Ex-Audi Chef Stadler hat Schädigung der Käufer billigend in Kauf genommen

Im Prozess um den Betrug im Dieselskandal hat Ex-Audi Chef Rupert Stadler nach langem Winden vor Gericht nun durch seine Verteidigung verlesen lassen: Dass Fahrzeuge manipuliert worden seien und dadurch Käufer geschädigt wurden, „habe ich zwar nicht gewusst, aber als möglich erkannt und billigend in Kauf genommen.“ Damit ist Stadler der erste ehemalige Konzernvorstand eines Autoherstellers, der vor Gericht den Vorwurf des Betrugs durch Unterlassen im Dieselskandal eingeräumt hat.

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Spätes Geständnis im Dieselskandal

Lange hatten Justiz und Verbraucher:innen auf ein Geständnis warten müssen. Stets hatte Stadler in dem seit September 2020 laufenden Verfahren seine Unschuld beteuert. Nun ließ er bei der Verhandlung am 16. Mai 2023 vor dem Landgericht München von seiner Verteidigerin verlesen, dass er einsehe, „dass es ein Mehr an erforderlicher Sorgfalt bedurft hätte“, und dass er eine Schädigung der Käufer von Dieselfahrzeugen mit unzulässigen Abschalteinrichtungen „billigend in Kauf genommen“ habe.

Zu der Kehrwende dürfte es gekommen sein, als ihm das Gericht im Frühjahr verdeutlichte, dass ihm im Falle einer weiteren Verweigerung eine Haftstrafe drohe. Sollte Stadler allerdings gestehen, könnte die Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden. So dürfte Stadler nun lediglich die Zahlung von 1,1 Mio. Euro belasten. Eine Haftstrafe scheint durch das Geständnis nun vom Tisch.

Seit wann wusste Stadler von Manipulationen im Dieselskandal?

Nach Ansicht des LG München hätte Stadler spätestens im Juli 2016 erkannt haben dürfen, dass die Abgaswerte zahlreicher Modelle manipuliert gewesen sein könnten. Statt Nachforschungen anzustellen und offen zu kommunizieren, habe er den Verkauf der Autos jedoch bis Anfang 2018 weiterlaufen lassen.

Erst im April 2023 hatte Ex-Audi-Topmanager Wolfgang Hatz, der ebenfalls jahrelang seine Beteiligung am Abgasbetrug bestritten hatte, ein Geständnis abgelegt. Hatz räumte dabei ein, dass es zutreffend sei, dass er die Entwicklung einer Software veranlasst habe, die auf dem Prüfstand für eine gesetzeskonforme Abgasfilterung gesorgt hatte, unter realen Bedingungen im Straßenverkehr aber für eine Abschaltung der Reinigung verantwortlich war.

Auch er hatte das Angebot erhalten, im Falle eines Geständnisses eine drohende Haftstrafe in eine Bewährungsstrafe abmildern zu können. Nun hat auch Stadler dem Druck des Gerichts nachgegeben. Der seit zweieinhalb Jahren andauernde Prozess könnte so schon im kommenden Monat zum Abschluss kommen.